29.06.2012 | von Dracovina | | Kommentare (14)
Über Blende, Belichtungszeit, ISO & Co
In diesem Beitrag möchte ich euch einige Begrifflichkeiten der digitalen Fotografie etwas näher erklären. Ich bin kein Fachprofi und fotografiere nur aus Spaß an der Freude. Daher kann ich euch sicher nicht alles erklären, aber ich gebe mein Bestes! Ich hoffe, folgende Zeilen können euch bei dem Verständnis eurer Kamera ein wenig weiter helfen.
Belichtungszeit
Am einfachsten lässt sich die Belichtungszeit mit der "Auslösezeit" beschreiben. Sie wird in Sekunden angegeben, z.B. 1/80 Sek. oder 1 Sek. Der Schrägstrich im ersten Beispiel ist wie ein Bruch zu lesen, also eine 80stel Sekunde. Zur Veranschaulichung: eine Belichtungszeit von 1 Sek. ist super lang und ohne ein Stativ kann man eigentlich gar kein Bild ohne zu verwackeln aufnehmen. Als oberste Grenze nehme ich immer 1/8 Sek., aber hier muss man eine sehr, sehr ruhige Hand haben, damit das Foto nicht unscharf wird.
In dieser Zeit, in der die Kamera auslöst, nimmt der Sensor alle Bildinformationen auf. Je länger diese Zeit anhält, desto mehr Licht gelangt an den Sensor und desto heller wird das Foto. Wenn draußen die Sonne scheint, benötigt ihr eine geringere Belichtungszeit, z.B. 1/250 Sek. Das Licht ist in der Fotografie ein sehr wichtiger Einfluss. Er bestimmt Bildqualität, Atmosphäre und Stimmung. Außerdem lassen sich mit gezielt eingesetztem Licht schöne und interessante Effekte erzielen.
In diesem Beispiel nutzte ich die tiefstehende Sonne hinter den Bäumen für eine Licht/Schatten-Aufnahme. Einige werden das Foto sicherlich schon kennen (siehe Frühlingsminibilderflut), aber achtet hier mal besonders auf das Licht. Das Stiefmütterchen im Vordergrund wird als als einziges "Objekt" von der Sonne angestrahlt. Der restliche Bereich, vor allem der Hintergrund, ist dunkler und liegt im Schatten. Dieses Lichtspiel finde ich total interessant.
Meine Belichtungszeit beträgt hier 1/180 Sek., also trotz Schattenbereiche relativ kurz.
Blende
Die sogenannte "Blende" wird bei Spiegelreflexkameras als eine Zahl angegeben. Meist findet man die Angabe im Dokumenten mit einem F/ davor, also z.B. F/8 (= Blende von 8).
Stellt euch die Blende wie ein Ring vor, wobei sich die Öffnung des Rings verkleinern oder vergrößern kann. Die Gesamtgröße bleibt jedoch immer gleich. Nur die Größe des "Lochs" ist änderbar. Dies wird mit den Zahlen eingestellt. Ein hoher Wert sagt aus, dass dieser Ring eine sehr kleine Öffnung aufweist, eine kleine Zahl bewirkt eine große Öffnung.
Gängige Blendenzahlen sind: F/1.4 – F/2 – F/2.8 – F/4 – F/5.6 – F/8 – F/11 – F/16 – F/22
Die Blende, also der Ring, wird dafür verwendet, um mehr oder weniger Licht durch das Objektiv zu lassen. Stellt ihr eine Blende von F/5.6 ein, dann gelangt viel Licht auf euren Kamera-Sensor. Dies hat zur Folge, dass ihr eine geringere Belichtungszeit benötigt. Zusätzlich ermöglicht eine kleine Blendenzahl, also eine offene Blende, mehr Schärfentiefe. Das heißt, dass ihr einen kleinen Bereich des Motivs scharf stellen könnt und der Rest verschwommen wird. Möchte man gezielt viel Schärfentiefe im Bild einbringen, sollte man wissen, wie sich die Blendenzahl auf das Ergebnis auswirkt. Denn eine hohe Blendenzahl, z.B. F/22, verursacht eine kleinere Öffnung des Rings, also kommt auch nur wenig Licht hindurch. In diesem Fall muss man die Belichtungszeit erhöhen, um das gleiche Ergebnis zu erzielen wie im Beispiel mit F/5.6. Schärfentiefe ist hier nur sehr gering vorhanden, das meiste wird scharf aufgebildet.
Das folgende Beispiel zeigt links ein Foto mit einer Blende von F/1.8 und rechts daneben eines mit einer Blende von F/5.6. Die Zahlendifferenz ist nur sehr gering, aber der Unterschied ist trotzdem sehr gut bemerkbar. Wie ihr seht, ist das linke Bild durch die Offenblende sehr viel weicher im Hintergrund. Das rechte hingegen ist schon relativ hart. Würde man dieses Motiv mit einer Blende von F/22 aufnehmen, dann bräuchte man schon ein Stativ, damit das Bild durch die dafür nötige längere Belichtungszeit nicht verwackelt. Außerdem wird das Bild insgesamt noch viel härter und es gibt weniger Schärfentiefe.
Wenn du mehr über die Schärfetiefe erfahren möchtest, kann ich dir nur empfehlen den Beitrag von Dominik auf cyanizer.de durchzulesen: Einführung in die Fotografie – Schärfentiefe
ISO
Der ISO-Wert definiert an eurer Kamera die Filmempfindlichkeit. Übersetzt heißt dies quasi die Lichtempfindlichkeit. ISO bedeutet hier nur, dass es der Standard der Internationalen Organisation für Normung ist.
Die gängigsten ISO Werte sind: 100 – 200 &hdash; 400 – 800 – 1600 – 3200
Je höher die Zahl ist, desto empfindlicher reagiert eure Kamera auf Licht. Das heißt, ihr könnt bei einem hohen ISO-Wert, z.B. ISO-1600, bei wenig Licht recht scharfe Bilder erstellen, ohne eine ultralange Belichtungszeit einzustellen. Eine geringere Zahl, wie ISO-100, verursacht bei Kameras, dass sie unempfindlich auf Licht reagieren, das heißt, man benötigt viel Licht, um ein gut belichtetes Bild aufnehmen zu können.
Als Vergleich: Bei einer Belichtungszeit von 1/100 Sek. und ISO-1600 ist das Bild gut belichtet, sogar schon fast überbelichtet. Bei der gleichen Belichtungszeit von 1/100 Sek. und einem Wert von ISO-100 ist das Bild zu dunkel und unterbelichtet.
Klingt doch eigentlich super, also warum fotografiert man nicht nur mit hohen ISO-Werten? Das hat einen ganz einfachen Grund. Der ISO-Wert lässt sich nämlich nicht ohne Qualitätsverluste hochschrauben. Je höher der ISO-Wert ist, desto rauschiger und körniger wird das Bild. Bei einer 100%-Ansicht wirkt das Foto sogar etwas leicht unscharf, was die feine Körnung verursacht. Deshalb kann ich nur empfehlen so gut wie nie mit einer höheren Zahl als ISO-400 zu fotografieren! Die besten, schärfsten, und saubersten Aufnahmen gelingen bei Werten von ISO-100 bis ISO-200 und natürlich ausreichend viel Licht. Ab ISO-400 ist schon ein Rauschen erkennbar. Diese Einstellungen würde ich nur dann benutzen, wenn es absolut notwendig ist, da ihr kein Stativ dabei habt, aber unbedingt ein Bild aufnehmen wollt.
Tipp: Bei etwas weniger Licht, erstellt ruhig absichtlich eine unterbelichtete Aufnahme mit einem geringen ISO-Wert (100 oder 200). Speichert das Bild als JPG und im RAW-Format auf eurer Kamera (in jeder Spiegelreflex-Kamera sollte diese Einstellung des Speicherformates in JPG + RAW änderbar sein). Wenn ihr die Fotos auf euren PC zieht, dann öffnet die RAW-Datei in einem fähigen Prgramm, wie Adobe Photoshop. Dort könnt ihr nachträglich die Rohdaten ändern und optimieren. Ein unterbelichtetes Bild kann man recht einfach "retten", ein überbelichtetes nicht (viel weiß). Dort fehlen wertvolle Bildinformationen, während sie beim zu unterbelichteten Bild vorhanden sind, aber eben zu dunkel sind. Mehr dazu unter "RAW".
Damit ihr euch etwas unter "Rauschen" und "Körnung" vorstellen könnt, habe ich hier zwei Aufnahmen erstellt, wovon eine mit einem ISO-Wert von 100 und eine mit einem Wert von ISO-1600 erstellt wurde. Ich denke, dass der Unterschied und der große Nachteil bei hohen ISO-Werten hiermit verdeutlicht ist. Meiner Meinung nach gibt es kaum etwas schlimmeres als rauschige Fotos.
RAW
RAW ist das Rohdatenformat in der Digitalfotografie. Neben dem Format JPG ist es bei digitalen Spiegelreflexkameras auch möglich, das Bild in einem RAW-Format abzuspeichern. Bei meiner Canon geht dies unter dem Menüpunkt "Qualität":
RAW eignet sich besonders gut für kleinere oder größere Korrekturen des Bildes, vor allem in Farbe und Helligkeit/Kontrast. Dort könnt ihr mit wenigen Handgriffen und Schiebereglern ein unterbelichtetes Bild wieder "normal belichten". Auch ist es ganz einfach möglich das Foto in Graustufen zu wandeln und nur eine Farbe herausstechen zu lassen, z.B. rot in einem Graustufen-Bild. In der normalen Bildbearbeitung ist dies etwas aufwändiger, bei der Bearbeitung des Rohdatenformats hingegen müsst ihr einfach nur die Sättigungen aller Farben, außer rot, reduzieren (auch durch Schieberegler).
Meiner Meinung nach sollten alle professionellen Fotografien in JPG + RAW oder zumindest nur in RAW gespeichert werden. Denn dadurch lassen sich die Bilder viel einfacher und professioneller bearbeiten. Ich bevorzuge JPG + RAW, da ich mir die Bilder auf meinem PC auch in der Vorschau ansehen kann. RAW kann nur in speziellen Programmen angesehen und geöffnet werden, wie Photoshop. Und dabei benötigt man teilweise sogar bestimmte Plugins für einige RAW-Formate der Hersteller. Auf dieser Seite könnt ihr euch die Plugins für verschiedene Kameras für Photoshop (Windows) kostenlos herunterladen. Für meine Canon EOS 450D benötige ich das Camera Raw 4.4.1 Update. Allerdings können die neuesten Photoshop Versionen schon viele RAW-Formate ohne Plugin lesen. Informiert euch lieber gezielt nach eurer Ausrüstung.
Schärfentiefe
Viele sagen dazu oft auch fälschlicherweise "Tiefenschärfe". Mit dem Begriff Schärfentiefe soll die Tiefe der Schärfe beschrieben werden, also die Tiefe des scharf erscheinenden Raumes. Also lautet die Frage: "Wie tief ist die Schärfe?"
Das daraus gebildete Nomen "Schärfentiefe" besteht aus dem eigentlichen Wort (Schärfe) und dem dazugehörigen Adjektiv (tief). Die Eigenschaft wird also erst nach dem Wort benutzt.
Ein Beispiel: Um die Dicke einer Scheibe Brot zu definieren, lautet die Frage: "Wie dick ist die Scheibe Brot?" Also wäre das dazugehöroge Nomen "Scheibendicke" (Scheibe + dick) – und nicht "Dickenscheibe". Klingt doch komisch, oder?
Stellt euch nun einen Raum vor, indem verschiedene Objekte hintereinander versetzt aufgestellt werden. Ganz vorne steht eine Tasse, etwas weiter hinten ein Stuhl und ganz hinten ein großes Bett. Grob gesagt hätten wir hier drei verschiedene Ebenen. Die Ebene mit der Tasse ist am weitesten vorne. Wenn nun eines der drei Objekte fokussiert wird, dann spricht man gleichzeitig auch diese Ebene an. Die anderen zwei Ebenen werden nicht scharf gestellt und verschwimmen daher. Es ist freigestellt, welche Ebene fokussiert werden soll. Man könnte auch das Bett ganz hinten scharf stellen, sodass die Tasse und der Stuhl total unscharf werden. Damit kann man auch gezielte Effekte erstellen. Grundsätzlich gilt: Die Ebene, die am weitesten vom "Scharfstellpunkt" entfernt liegt, wird am unschärfsten. Also wäre in dem letzten Beispiel die Tasse sehr unscharf.
Dieses Beispiel zeigt eine Sektflasche vorne rechts, ein Sektglas mittig links (beide Objekte stehen auf den gleichen Tisch) und eine komplette Zimmereinrichtung im Hintergrund. Das Sektglas wurde scharf gestellt, und dadurch, dass die Sektflasche nur wenige Zentimeter entfernt vom Glas steht, ist diese nur etwas verschwommen. Das restliche Zimmer jedoch ist völlig unscharf abgebildet. Die Zimmereinrichtung ist in diesem Fall von dem Tisch mit Glas und Flasche am weitesten entfernt.
Bokeh
Das Bokeh ist bei einem Foto der unscharfe Bereich. Vor allem Spiegelreflexkameras arbeiten mit Vor- und Hintergrund und bilden das, was fokussiert wurde, scharf ab und den Rest "verschwommen". Kompakte Digitalkameras können dies meist nicht, wobei sie heutzutage schon nah dran sind. Es geht beim Bokeh nicht um die Stärke der Unschärfe, sondern um die Form. Es gibt Bokehs, die unruhig sind und Doppelkonturen aufweisen. Ein schönes Bokeh ist kreisförmig, weich und gleichmäßig. Aber Schönheit liegt im Endeffekt doch nur im Auge des Betrachters.
Um einen möglichst großen Unschärfe-Bereich zu erzeugen, sollte die Blende der Kamera geöffnet werden, das heißt, die Blendenzahl sollte auf die geringste Stufe gesetzt werden. Bei guten Objektiven kann dies eine Blende von z.B. F/1.8 sein, bei etwas schlechteren Objektiven kann der kleinste Bereich bei ca. F/3.5 liegen. So ist es zumindest bei meinen Objektiven.
Ein Form-Bokeh könnt ihr erzeugen, indem ihr eine Schablone aus z.B. Pappe ausschneiden und diese dann vor euer Objektiv befestigt. Die Schablone sollte die komplette Objektiv-Öffnung verdecken, außer natürlich die ausgeschnittene Form in der Mitte, wie z.B. ein Herz oder ein Stern. Dadurch entstehen nicht die runden, weichen Flecken im unscharfen Bereich, sondern diese erhalten die Form der Schablone. Mit diesem Wissen kann man wirklich einige interessante Bilder erschaffen.
Links ist ein Bild mit normalem Bokeh und rechts ist eines mit Form-Bokeh. Zugegebenermaßen fällt der Unterschied in meinem Beispiel nicht ganz so extrem auf, aber auf die Schnelle habe ich keine bessere Veranschaulichung erstellen können. Aber man erkennt die Herzchen doch ein wenig, oder nicht?
Tipp: Das Bokeh ist am "schönsten" und am besten erkennbar, wenn ihr verschiedene Lichtquellen oder Reflexionen im Motiv enthalten habt. Wenn diese nicht fokussiert werden und als Nebensächlichkeit ruhig verschwimmen dürfen, dann kann man durch das Licht wunderbare weiche "Flecken" erstellen. Am besten fokussiert ihr einen Gegenstand, wobei sich hinter diesem mit in einem großzügigem Abstand verschiedene Lichtquellen (z.B. Laternen oder Kerzen) befinden, welche dann unscharf werden. Vergesst dabei nicht die Blende zu öffnen, damit viel Schärfentiefe entsteht (s.o. "Blende").
Sensor
Der Sensor ist meiner Meinung nach neben dem Objektiv eine der wichtigsten Komponente an eurer Kamera. Ist der Sensor klein, dann kann die Qualität des Bildes auch nicht viel besser werden, da bringen auch hohe MP (Megapixel) Zahlen nichts, womit in der Werbung immer geworben wird. Stellt euch das so vor: Eine Kamera mit kleinem Sensor kann nur ein kleines Bild mit einer bestimmten MP-Anzahl erstellen. Denn der Sensor kann nur eine begrenzte Menge an Informationen aufnehmen. Wenn jedoch die Megapixel wesentlich größer sind, als der Sensor eigentlich verarbeiten kann, dann wird das Bild quasi gestreckt. Dadurch hat das Foto zwar eine große Größe, aber die Qualität ist (sehr) schlecht. Stellt euch die Pixel wie kleine Punkte vor. Je dichter sie beianander liegen, desto feiner und hochauflösender wird das Bild. Jeder Pixel gibt einen Farbton wieder. Und wenn diese Pixel gestreckt werden, dann werden die Zwischenräume, wo eigentlich keine Pixel liegen, berechnet (interpoliert), das heißt, es wird ein Mittelwert zwischen zwei benachbarten Farbtönen errechnet und wiedergegeben. Wenn links ein weißer Punkt liegt und rechts ein schwarzer, dann erscheint zwischen diesen Punkten ein Grauton. Ich denke, so kann man sich das ungefähr vorstellen. Deshalb kann man niemals aus niedrig aufgelösten, also kleinen Bildern, große Fotos machen. Anders herum ist es natürlich möglich. Und der Kamera-Sensor kann eben nur eine gewisse Anzahl an Informationen aufnehmen. Ist die grenze erreicht, dann ist auch nicht mehr viel herauszuholen.
Je größer euer Kamera-Sensor ist, desto besser können also eure Fotos werden. Die Amateur-Spiegelreflexkameras besitzen meistens einen APS-C Sensor (siehe Bild unten), zumindest bei den Canon Amateur DSLR Kameras ist dies der Fall. Der grün markierte Sensor ist ein Kleinbildformat. Sie waren damals der Standard unter den Kameras. Aber damit auch sehr teuer. Erst durch neuere Kameras konnten kleinere Sensoren eingebaut werden, was den Preis erheblich senkte, aber qualitativ für den Amateur-Fotografen keinen bemerkbaren Unterschied machte. So große und hochauflösende Fotos benötigt man eher in der Werbung und beim Großplakat-Druck.
Wenn ihr euch die verschiedenen Kamera-Modelle mal angeschaut habt, dann werdet ihr feststellen, dass es wirklich fast unbezahlbare Spiegelreflexkameras gibt. Diese haben dann meistens diesen Sensor im Kleinbildformat eingebaut. Die günstigeren Modelle besitzen meist einen kleineren Chip.
Was noch alles durch die Sensorgröße beeinflusst wird, erkläre ich euch unter "Crop-Faktor".
Crop-Faktor
Obwohl der Crop-Faktor, oder auch Formatfaktor genannt, in der Digitalfotografie doch ziemlich wichtig und interessant ist, wissen davon eher die wenigsten Bescheid, denke ich.
Fangen wir mal ganz von vorne an: Damals hatten die Kamera-Sensoren in der analogen Fotografie das Kleinbildformat (KB) von 36 χ 24mm. Später in der digitalen Fotografie war es dann möglich auch kleinere Sensoren herzustellen und diese in den Kameras einzubauen, z.B. wie bei meiner Canon EOS 450D, die einen Sensor mit den Maßen 22,2 χ 14,8mm (APS-C) besitzt. Dadurch wurden die Spiegelreflexkameras viel günstiger und dadurch natürlich auch besser verkauft. Eine weiter Folge war, dass die Objektive auch günstiger und im Gewicht leichter waren. Der Grund hierfür ist, dass es dem Objektiv wegen des kleineren Sensors nur möglich war, eine kleinere Bildfläche aufzunehmen. Die Objektive wurden quasi der geringeren Leistung des kleineren Chips angepasst.
Der Crop-Faktor ist hier ein Wert, der sich aus dem Quotient der KB-Sensorhöhe und der Kamera-Sensorhöhe ergibt. Als Beispiel: das KB Format beträgt wie gesagt 36 χ 24mm und meine Canon DSLR hat einen Sensor mit den Maßen 22,2 χ 14,8mm. Nun muss die KB-Höhe durch meine Sensor-Höhe gerechnet werden, also 24mm / 14,8mm = 1,6 (gerundet). Meine Spiegelreflexkamera hat also einen Crop-Faktor von 1,6. Diesen Wert werde ich später noch einmal aufgreifen.
Übrigens: Jede Kamera hat einen anderen Crop-Faktor. Um herauszufinden, was für einen Chip ihr eingebaut habt, müsst ihr entweder in der Gebrauchsanweisung nachschauen oder im Internet danach suchen. Für alle Canon Kameras: Hier gibt es eine Tabelle mit den DSLR Sensor-Maßen und dem Formatfaktor.
Nun fragt ihr euch sicher, wozu ihr die ganzen Informationen braucht. Es ist nämlich wichtig zu wissen, wie sich der Crop-Faktor auf eure Fotos auswirkt. Durch den kleineren Chip kann auch weniger Bildfläche aufgenommen werden. Es gibt wie gesagt Objektive, die extra für kleinere Chips ausgelegt sind, bei Canon sind dies all EF-S Objektive. Wenn ihr ein Foto einer Kamera mit 50mm-EF-Objektiv (ohne Crop-Faktor, KB-Sensor, 36 χ 24mm) mit einem Foto einer Kamera mit 50mm-EF-S-Objektiv (mit Crop-Faktor, ASP-C Sensor, 22,2 χ 14,8mm) vergleicht, dann stellt ihr fest, dass das Foto mit Crop-Faktor so aussieht, als ob man näher herangezoomt hätte und mit einer Brennweite von 80mm statt 50mm aufgenommen hätte. Dies kann aber nicht möglich sein, da beide Objektive eine Festbrennweite von 50mm besitzen. Der Grund für diese scheinbare Brennweitenverlängerung ist, dass das EF-S-Objektiv einen kleineren Bildausschnitt wählt als das Objektiv mit KB-Sensor. Im folgendem Bild könnt ihr sehen, was ich damit meine:
Da die Kamera mit dem 50mm EF-S-Objektiv einen Crop-Faktor von 1,6 besitzt, multipliziert man einfach die Brennweite mit dem Crop-Faktor und erhält dann diese scheinbar neue und größere Brennweite: 50mm χ 1,6 = 80mm
Das Foto wirkt so, als hätte man es mit einem 80mm-Objektiv aufgenommen. Im normalen Alltag, wenn man diesen direkten Vergleich nicht hat, fällt dies kaum auf. Man ist es halt gewohnt, dass seine Kamera nur solche "näheren" Aufnahmen erstellt.
Nun ist es noch wichtig zu wissen, was passiert, wenn man die Objektive tauscht. Wenn man ein EF-Objektiv an eine Kamera mit kleinem Chip und Crop-Faktor anschließt, dann passiert nicht viel. Dies ist möglich, man erhält aber ebenso einen kleineren Bildausschnitt. Das größere Objektiv kann zwar mehr aufnehmen, der Sensor schafft es aber nicht. Schließt man ein EF-S-Objektiv an eine Kamera mit einem KB-Sensor an, dann erhält man in den Bildecken schwarze Flecken. Der Sensor kann hier weniger als das Objektiv leisten. Das Objektiv möchte einen größeren Bereich ablichten als es der Chip überhaupt verarbeiten kann, da er kleiner ist. Und da das Objektiv rund ist, das Bild aber rechteckig, sind halt nur die Ecken schwarz und ohne Bild.
Aber: Dies ist nur Theorie und praktisch nicht möglich. Canon hat es gar nicht erst möglich gemacht, dass man EF-S Objektive an eine Kamrea mit KB-Format Sensoren anschließen kann. Dies ist technisch also gar nicht umsetzbar. Daher passen auf den teuren Kameras mit KB-Format nur EF-Objektive, während bei den günstigeren Amateur-Kameras EF und EF-S Objektive verwendbar sind. Schließt man hier ein EF-S Objektiv an das Bajonett (den Body) an, dann benutzt man den weißen Punkt zum Einrasten, bei EF Objektiven den roten.
Quellen
- Chriusha (Хрюша) / CC-BY-SA-3.0 / wikipedia.org - Sensorformate_KB.svg
- Marten2k / CC BY-SA 3.0 (de) / wikipedia.org - Format_Factor.gif
- timmermann.tv
PS: Ich habe meine Ausbildung zur Mediengestalterin Digital/Print in der Fachrichtung Gestaltung und Technik am 21.06.2012 erfolgreich mit der Abschlussnote 2 (86 Punkte) bestanden! :)
Ähnliches zu "Über Blende, Belichtungszeit, ISO & Co":
sunochan
02. Juli 2012, 09:23 Uhr
ich mag so irrsinnige weichzeichnungen an fotos nicht, daher mache ich das mit meiner kamera kaum :/
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ehm ja... autsch XD"
ich wurde als tollpatsch der nation geboren oder so xD