11.06.2012 | von Dracovina | | Kommentare (13)
Ausbildung zum Mediengestalter
Ich möchte euch in diesem kleinen Artikel ein wenig von meinem Beruf, die Ausbildung und der Abschlussprüfung berichten.
Der Beruf
Ich bearbeite gerne Bilder in Photoshop …
… hört man oft auf die Frage, warum jemand ausgerechnet Mediengestalter (Digital/Print) lernen möchte. Klar, ein wenig Bilder bearbeiten, etwas mit Medien zu tun haben – klingt doch alles super. Aber kaum jemand weiß wirklich, was hinter diesem Beruf steckt. Fakt ist leider, dass dieser Beruf ein absoluter Trendberuf ist, sich viele junge Leute sich für eine Ausbildung hierfür bewerben und infolgedessen der Markt völlig überfüllt ist und es kaum ausgelernte Gestalter gibt, die wirklich mit Leib und Seele richtig gute Werke erschaffen.
Betrachtet man diese Entwicklung weiter, dann stellt man fest, dass die Arbeit eines Mediengestalters auch nicht als "richtige" Arbeit angesehen wird. Denn der Sohn des Nachbarn kann doch mal eben die Website und ein paar Visitenkarten erstellen. Wieso also so viel Geld für eine Agentur ausgeben?
Viele Jugendliche möchten unbedingt etwas "mit Medien machen". Genau recherchiert wird hierbei leider nicht oft. Daher gibt es viele, viele Bewerbungen für eine Ausbildung zum Mediengestalter. Jene, die keine der begehrten Ausbildungen ergattern konnten, versuchen deshalb privat ein wenig mit Bildern und Websites herumzuwerkeln. Da ist eine neue Internetpräsenz bei einer bekannten Internet AG mit ein paar Klicks doch völlig ausreichend. Und ein wenig Geld kann man sich damit auch dazu verdienen. Auch, wenn dies nicht auf alle Jugendliche zutrifft, dann wird doch der Normalbürger durch Werbung und andere Einflüsse von Medien dazu verleitet zu denken, dass es total einfach ist und kaum Arbeit macht, sich mal eben eine Website zu erstellen.
Dies hat zur Folge, dass die Arbeit eines Gestalters nicht richtig geschätzt wird. Es ist eben nicht so, dass Flyer und Websites mal eben nebenbei erstellt werden können. Dahinter steckt sehr viel mehr Arbeit, vor allem geistige Arbeit und Kreativität. Ein gutes Design entsteht nicht in ein paar Minuten durch das Hin-und-Her-Schieben von Bildelementen in Photoshop. Die Gedanken, die sich vor einem Projekt gemacht werden müssen, sind dabei sehr wichtig. Die Vorarbeit, die Ideen, die Entwürfe, das gesamte Konzept ist meistens Arbeit, die beim Betrachten eines fertiges Produktes kaum jemand wahrnimmt.
Ich finde dies total schade und irgendwie auch traurig, obwohl diese Fakten im Endeffekt meine berufliche Zukunft beeinflussen …
Nun, ich kann allen angehenden Mediengestaltern und allen, die überlegen einer zu werden, nur nahe legen, dass sie sich über die paar Zeilen ein paar Gedanken machen. Denn es gibt genug Leute, die sich "Gestalter" oder "Grafiker" nennen, wenn sie zwei Bilder in Photoshop zu einem zusammenfügen können. Die Welt braucht kreative Köpfe, gute Ideen, und keine Schieb-Klick-Produkte.
Aber dennoch möchte ich euch im folgenden ein paar Dinge zu dieser Ausbildung erzählen.
Die Ausbildung
Ausbildungsberufe
Hat man sich dazu entschlossen, Mediengestalter/in zu werden, dann hat man die Wahl zwischen folgenden Ausbildungsberufen:
- Mediengestalter Digital und Print
- Mediengestalter Bild und Ton
- Mediengestalter Flexografie
- Mediengestalter Siebdruck
Mehr Informationen kann ich euch nur zum Mediengestalter Digital und Print geben, da ich diesen Beruf auch lerne bzw. fast ausgelernt habe. Weiteres könnt ihr euch aber ganz einfach im Internet heraussuchen!
Mediengestalter Digital und Print - Fachrichtungen
Bei "Digital und Print" gibt es zusätzlich noch die Unterteilung in verschiedene Fachrichtungen:
- Beratung und Planung
- Konzeption und Visualisierung
- Gestaltung und Technik (Print oder Digital)
Die Fachgebiete erklären sich fast von selbst. Als Berater und Planer stehen Planungen und Kalkulationen von Medienprodukten und das "Gestalten von Medien" im Vordergrund. Als Konzeptioner müssen oft Konzepte geschrieben und präsentiert werden, zusätzlich zur Gestaltung. In der Fachrichtung Gestaltung un Technik Print zählt das Gestalten von verschiedenen Printprodukten zu der Hauptaufgabe. Und bei Gestaltung und Technik Digital (meine Fachrichtung) gehören das Gestalten und Umsetzen von Websites zum Alltag.
Lehrinhalte
Für die Lehrinhalte der Ausbildungsberufe "Mediengestalter/in Digital und Print" und "Mediengestalter/in Flexografie" kann ich euch dieses PDF-Dokument empfehlen: MediengestalterDigitalPrint07-01-18idF11-02-04.pdf
Auf Seite 8 könnt ihr euch die gesamten Lernfelder des Rahmenlehrplans durchlesen.
Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen, dass einige Themen, die ihr behandelt und lernen müsst, kaum in der Praxis gebraucht werden. Vor allem je nach Ausbildungsbetrieb können das sogar ganz andere Aufgaben sein, die ihr im Alltag lösen müsst. Aber alles ist zu machen und zu erlernen! Ich muss aber auch sagen, dass ich mir vieles auch privat zu Hause angeeignet habe, wie z.B. die Technik der Fotografie. Viele CSS3 Neuerungen habe ich auch vor allem durch die Erweiterung meines Blogs kennengerlernt. Die Handhabung mit Domains und des WWW kam mit der Zeit, auch durch das Lesen verschiedener Artikel. Das zuletzt gelernte Thema ist Responsive Webdesign, wobei man ja immer und stetig hinzulernt. Vor allem in dieser Branche ist das ein Muss.
Die Zwischenprüfung (Stand: Juni 2012)
In der Zwischenprüfung des Mediengestalters Digital und Print werden folgende drei Bereiche abgeprüft:
1: Gestaltung und Realisation eines Medienproduktes (praktisch)
- Aufgabe 1 – Prüfungsgebiet Medienintegration (Beherrschen von Grafik- und Bildbearbeitungsprogrammen)
- Aufgabe 2 – Prüfungsgebiet Gestaltung (Gestaltung und Realisierung eines Print/Digitalproduktes)
In meiner ZP 2011 hatte ich als Digitale (Gestaltung und Technik Digital) eine Vektoraufgabe und eine Aufgabe zur Gestaltung und Umsetzung einer Website.
2: Gestaltungsgrundlagen und Medienproduktion (schriftlich)
Es werden Fragen zu den bisher behandelten 7 Lernfeldern gestellt, wovon nur 6 bearbeitet werden müsse (eine nach Wahl kann gestrichen werden).
- LF1: Den Medienbetrieb und seine Produkte präsentieren
- LF2: Medienprodukte typografisch gestalten
- LF3: Ausgabedateien druckverfahrensorientiert erstellen
- LF4: Computerarbeitsplatz und Netzwerke nutzen, pflegen und konfigurieren
- LF5: Eine Website gestalten und realisieren
- LF6: Bilder gestalten, erfassen und bearbeiten
- LF7: Daten für verschiedene Ausgabeprozesse aufbereiten
Ein paar Wochen vor der theoretischen Zwischenprüfung gibt der ZFA (Zentral-Fachausschuss) für Berufsbildung Druck und Medien grobe Themen der Lernfelder vor. So kann sich der Prüfling gezielter für die ZP vorbereiten und lernen.
In meiner Zwischenprüfung 2011 wurden folgende Themen veröffentlicht:
- LF1: Den Medienbetrieb und seine Produkte präsentieren:
Kostenarten, Kostenverhalten - LF2: Medienprodukte typografisch gestalten:
Layout - LF3: Ausgabedateien druckverfahrensorientiert erstellen:
Ausschießen - LF4: Computerarbeitsplatz und Netzwerke nutzen, pflegen und konfigurieren:
Monitor-Technologie - LF5: Eine Website gestalten, erfassen und bearbeiten:
Internetadresse - LF6: Bilder gestalten, erfassen und bearbeiten:
Farbräume - LF7: Daten für verschiedene Ausgabeprozesse aufbereiten:
PDF für Online-Medien erstellen
Zu diesen Themen gab es dann je ca. 2 bis 4 Fragen, unterteilt in a), b), c) usw. Also keine Romane und keine Doktorarbeiten – kurz und knackig und alles machbar.
3: Kommunikation/Arbeits- und Sozialrecht (schriftlich)
- Deutschaufgabe
- Englischaufgabe
- Arbeits- und Sozialrecht (WiSo)
Aktuelle und mehr Informationen findet ihr auf www.zfamedien.de .
Die Abschlussprüfung (Stand: Juni 2012)
In der Abschlussprüfung des Mediengestalters Digital und Print in der Fachrichtung Gestaltung und Technik Digital werden folgende Bereiche abgeprüft:
1: Gestaltungsumsetzung und technische Realisation (praktisch)
- Prüfungsstück I:
Lösungsvorschlag mit Arbeitsplanung (innerhalb von 10 Arbeitstagen)
Erstellung eines Teilproduktes der Medienproduktion (in 7 Stunden) - Prüfungsstück II:
W3-Qualifikationseinheit (in 2 Stunden)
Ich musste in meiner AP 2012 eine Website gestalten und umsetzen und dazu eine Arbeitsplanung mit einem kleinen Konzept schreiben. Als W3-Modul habe ich "W04 Produktorientierte Gestaltung (ditial)" gewählt. Das W3-Modul wird am Anfang der Ausbildung, je nach Fachrichtung und Hauptaufgabe im Betrieb, ausgewählt. Das gewählte Thema wird dann in der Abschlussprüfung praktisch geprüft. Hier eine Übersicht der W3-Module: W3-Qualifikationen.pdf (Kreuz = in dieser FR möglich)
Wenn die Prüfungen vollständig in jedem Bundesland absolviert wurden, dann werde ich euch meine praktischen Ergebnisse präsentieren.
2: Konzeption und Gestaltung (schriftlich)
- 12 offene Aufgaben von denen 10 zu bearbeiten sind
Zu jedem Thema gab es dann auch ca. 2 bis 4 Fragen, unterteilt in a), b), c) usw.
Die Themen in meiner Abschlussprüfung Sommer 2012 in der Fachrichtung Gestaltung und Technik Digital:
- U1: Präsentation
- U2: Kapazitätsplanung
- U3: Mikrotypografie
- U4: Rastersysteme
- U5: Bildschirmtypografie
- U6: Anzeigenanalyse
- U7: QR-Codes in Druckprodukten
- U8: Datenbanken
- U9: Redesign
- U10: Screenlayout berechnen (fachrichtungsspezifisch)
- U11: Gestaltgesetze (fachrichtungsspezifisch)
- U12: Dynamische Website (fachrichtungsspezifisch)
3: Medienproduktion (schriftlich)
- 12 offene Aufgaben von denen 10 zu bearbeiten sind
Ca. 2 bis 4 Fragen, unterteilt in a), b), c) usw., gab es auch hier zu jedem Thema.
Die Themen in meiner AP Sommer 2012 in der FR Gestaltung und Technik Digital:
- U1: Ausgabeauflösung
- U2: Farbauszüge
- U3: Netzwerkgeschwindigkeit
- U4: Lärm am Arbeitsplatz
- U5: CSS-Positionierung
- U6: Crop-Faktor
- U7: Audiobearbeitung
- U8: Logos und CD umsetzen
- U9: Variabler Datendruck
- U10: Videos in Websites einbinden (fachrichtungsspezifisch)
- U11: Datenbankzugriff (fachrichtungsspezifisch)
- U12: Audiodaten-Berechnung (fachrichtungsspezifisch)
4: Kommunikation (schriftlich)
- 1 Deutschaufgabe
- 1 Englischaufgabe
5: Wirtschafts- und Sozialkunde (schriftlich)
- 21 Multiple-Choice-Aufgaben, von denen 18 zu bearbeiten sind
- 7 ungebundene Aufgaben, von denen 6 zu bearbeiten sind
Aktuelle und mehr Informationen findet ihr auf www.zfamedien.de.
Meine Abschlussprüfung Sommer 2012
Als acht Wochen vor der theoretischen Abschlussprüfung die Themen bekannt gegeben wurden, fing ich wie die meisten anderen sofort an, die Themen zu recherchieren. Daraus wurde dann ziemlich schnell ein riesiger Berg Papier. Zuerst habe ich alle Informationen, die ich im Internet, in Büchern und Schulunterlagen finden konnte, zusammengetragen. In diesem Schritt habe ich mir noch nichts detailliert durchgelesen oder bin etwas vertiefend durchgegangen. Ich wollte erst einmal alles zusammen sammeln und dann Schritt für Schritt durcharbeiten.
Anschließend habe ich jedes Thema durcharbeitet. Die zusammengetragenen Texte mussten durchgelesen, wichtiges markiert und eine kurze Zusammenfassung handschriftlich notiert werden. Das war im Endeffekt die meiste Arbeit, denn ich habe zusätzlich zu den technischen Themen noch Übungsaufgaben durchgerechnet. Ich wollte gut vorbereitet sein, obwohl man es eigentlich gar nicht sein kann. Denn unter jedem Thema kann sich eine Masse an Fragen verbergen, von A bis Z, von oberflächlich bis ganz vertiefend. Daher musste ich versuchen ein gesundes Maß zu finden, damit es einfach nicht zu viel wird.
Leider musste ich, wie in der Zwischenprüfung, feststellen, dass, wenn ich fast nichts getan hätte, die theoretische Abschlussprüfung nicht wesentlich schlechter ausgefallen wäre. Denn die Fragen, die gestellt wurden … an so etwas hätte ich in der Vorbereitungszeit niemals gedacht. Meiner ersten Ausbildung und meinem Allgemeinwissen kann ich es verdanken, dass ich einige Aufgaben überhaupt lösen konnte. Ich vermute, dass einige bei manchen Aufgabenstellungen ziemlich verzweifelt waren, auch zurecht, wie ich finde. Aber trotzdem war alles irgendwie zu schaffen. Denn immerhin konnte man in den großen Prüfungsbereichen je zwei von zwölf Aufgaben streichen.
Und das wichtigste: die Theorie habe ich bestanden! Jetzt muss ich nur noch die praktischen Aufgaben einigermaßen gut hinbekommen, um vollständig zu bestehen … Meine Noten in der Theorie sind folgende:
- Konzeption und Gestaltung – 82 Punkte – Note: 2
- Medienproduktion – 80 Punkte – Note: 3
- Kommunikation – 87 Punkte – Note: 2
- Wirtschafts- und Sozialkunde – 71 Punkte – Note: 3
Der Notenschlüssel:
- 100 - 92 Punkte – Note 1
- unter 92 - 81 Punkte – Note 2
- unter 81- 67 Punkte – Note 3
- unter 67 - 50 Punkte – Note 4
- unter 50 - 30 Punkte – Note 5
- unter 30 - 0 Punkte – Note 6
Also ich finde, es hätte besser sein können – aber natürlich auch schlechter. Im Großen und Ganzen bin ich schonmal zufrieden. Allerdings ärgert es mich ein wenig, dass ich bei Medienproduktion nur einen Punkt an einer zwei vorbei bin …
Ähnliches zu "Ausbildung zum Mediengestalter":
Dracovina
18. August 2013, 21:26 Uhr
Hallo Lisa,
erst einmal danke für deinen Kommentar :)
Ich glaube, ich hatte damals Mitte/Ende März meine Theorie-Prüfung und Anfang Juni war der Abgabetermin für die praktische Prüfung. Und am 22.06. hatte ich dann meine offizielle Freisprechung durch die Handelskammer.
Wenn du deine praktische Abschlussprüfung zum 14.05.2014 hast, dann hast du sicherlich auch im Juni schätze ich deine Freisprechung. Wann die Termine genau sind, erfährst du von deiner zuständigen Handelskammer oder deinen Lehrern an der Berufsschule. Denn dort sitzen sicherlich auch einige im Prüfungsausschuss und kennen daher alle Termine. Ich denke, da noch etwas Zeit hin ist, werdet ihr rechtzeitig über alle Termine informiert :)
Ich drücke dir schonmal die Daumen ;)