21.10.2011 | von Dracovina | | Kommentare (25)
Über zerbrochene Freundschaften
Kann eine gleichgeschlechtliche Freundschaft genau das gleiche geben wie eine mit verschiedenen Geschlechtern? Ist es nicht so, dass man sich nicht so fallen lassen kann, da man doch nicht über alle Themen so locker mit Verständnis spricht und dass man im tiefen Inneren doch manchmal die Angst verspürt, es könnte sich von der Person gegenüber irgendwann mehr Gefühle als Freundschaft entwickeln? Oder spielt das Geschlecht gar keine Rolle und alle können vertraut miteinander umgehen ohne irgendwelche Hemmungen und Hintergedanken? Aber was sagt dann der Partner in einer festen Beziehung dazu, wenn der andere bei einem Freund anderen Geschlechts ist und sie sich alleine stundenlang, ohne jegliches Gefühl von Zeit, sehr intensiv unterhalten und eventuell sogar über die Beziehungs-Probleme sprechen?
Gedanken. Fragen. Probleme.
Keiner kann mir sagen, dass eine Freundschaft zwischen zwei Frauen oder zwei Männern genau das gleiche ist wie eine zwischen Frau und Mann. Alleine die Vorstellung, dass ich mich als Frau bei einem Mann über eventuelle Regelschmerzen in der Periode beschwere, als Single über den süßen Typen neulich an der Tankstelle spreche oder einfach nur meinen Frauenklatsch loswerden möchte — alles fühlt sich doch irgendwie komisch und anders an, als wenn ich mit einer Gleichgesinnten darüber reden würde. Ist ja auch völlig klar. Denn Frauen sind eben Frauen und verstehen einander besser, da sie ja doch irgendwo ähnlich ticken. Was soll ein Mann auch über die weibliche Periode sagen? "Ja, das hatte ich auch schonmal, ist nichts Schlimmes, sagte mein Frauenarzt."? Ich denke eher nicht. Wenn doch, würde ich mir andere Gedanken machen. Zum süßen Typen würde eine Frau eher sagen "Vielleicht triffst du ihn bald ja wieder, wirf' ihm mal nen flirtenden Blick rüber und schau wie er reagiert." als ein Mann. Er hingegen könnte eher meinen: "Den triffst du sowieso nicht wieder, das war Zufall. Hättest ihn lieber sofort angesprochen." Natürlich ist das auch nicht immer so, Ausnahmen bestätigen die Regel. Aber ich bin der Meinung, dass beide Geschlechter doch irgendwie einem "Grundmuster" entsprechen und jeweils anders fühlen und denken.
Ein schönes Zitat zum Verständnis der Frauen:
Der weibliche Charakter wird so oft nicht verstanden, eben weil es die schöne Natur des Weibes ist, seine Seele zu verhüllen wie seine Reize.
Friedrich von Schlegel, (1772-1829), dt. Kulturphilosoph, Schriftsteller & Ltr.-Wiss.
Und was ist mit den Gefühlen? Bei tiefen Gesprächen bemerken beide, dass sie doch viele Ähnlichkeiten aufweisen, sich super verstehen, blind vertrauen und über alles, wirklich alles, miteinander sprechen können. Nichts ist einem peinlich ober unangenehm. Bis einer von beiden doch merkt, dass sie/er mehr Gefühle für den anderen hat und mehr möchte, eine feste Beziehung, da alles zwischen denen doch irgendwie perfekt erscheint. Sie harmonieren einfach super und optisch ist der andere doch sehr ansprechend. Wenn die andere Person das dann genauso sieht, ist wirklich alles perfekt, dann ist soeben eine neue Bindung entstanden, und vielleicht sogar für immer. Aber was ist, wenn diese Gefühle nur von einer Seite sind? Dann wird alles ab sofort komisch und einfach nicht mehr so wie früher. Selbst die Worte "wir können ja trotzdem Freunde bleiben" zeigen wenig Wirkung, da sich mindestens einer von beiden doch irgendwie etwas distanzieren wird. Entweder aus dem Grund, dass sie/er es nicht ertragen kann mit der anderen Person ganz normal umzugehen, als ob nichts wäre, und sich doch irgendwie wegen des Liebesgeständnisses wie der letzte Idiot fühlt, oder aus dem Grund, dass ihr/ihm die Gesamtsituation unangenehm ist, da sie/er weiß, dass mehr Gefühle im Spiel sind und bei jedem Blick, jeder Berührung sofort daran denken muss, dass es dem anderen mehr bedeutet als einem selbst. Und das ist irgendwie unangenehm, die Situation ist verklemmt, bei jeder Annäherung haben beide ihre eigenen Gedanken. Und das könnte diese einst tolle Freundschaft zerstören.
Wenn in dieser Gesamtsituation noch bei einer Partei ein fester Partner dazu gehört, dann ist das Chaos perfekt. Dem Partner passt es natürlich ganz und gar nicht, dass der andere so dicke mit einer Person des anderen Geschlechts ist. Diese Reaktion wäre zumindest völlig normal, Eifersucht gehört in Grenzen zu einer gesunden Beziehung dazu, denn der Partner ist einem ja nicht egal, es ist nicht egal, was er wo mit wem unternimmt, so sollte es zumindest sein. Meiner Meinung nach.
Es würde Streit geben wenn die Personen in der festen Partnerschaft anderer Ansichten sind. Der eine empfindet es als normal sich alleine stundenlang intensiv mit dem Freund des anderen Geschlechts zu unterhalten, der andere hingegen macht sich Gedanken und Sorgen, dass sich dort eventuell mehr entwickeln könnte, dass der "Freund" sich an den Partner ranschmeißt oder dass die Kommunikation irgendwann nachgibt, da ausgiebig mit dem "Freund" gesprochen wird. "Und er versteht sowieso alles besser und weiß immer, was ich meine." Schon entsteht Streit. Aus einer Kleinigkeit könnte eine Trennung entstehen. Ist es nicht klar, dass außenstehende Personen die feste Beziehung immer anders sehen, als man selbst? Der größte Fehler, den man machen kann, wäre hier geschehen. Es gibt aufgrund von Eifersucht Streit in der Beziehung, der eine geht deshalb zu seinem "Freund", um sich auszuweinen und/oder auszukotzen, der andere sitzt alleine zu Hause und hofft, dass alles besser wird. Und das geht immer so weiter, bis der eine denkt, dass man mit seinem "Freund" doch viel besser reden kann, als mit seinem eigenen Partner.
Ich denke, dass dies nicht immer so sein muss, aber oft der Fall ist.
Abgesehen von diesen ganzen Punkten: Gab es je einen Menschen, der bei keiner Freundschaft mit dem anderen Geschlecht irgendwelche Hintergedanken (One-Night-Stand, Beziehung) hatte? Nicht immer steckt mehr dahinter, aber ich denke nicht, dass bei jedem Anfreunden des anderen Geschlechts eine rein freundschaftliche Beziehung im Vordergrund steht. Irgendwann hat sicherlich jeder mal an mehr gedacht, so ist eben die Natur. Denke ich.
Letztendlich kann ich nur für mich sprechen. Frauen sollten eine beste Freundin haben und Männer einen besten Freund. Wird es verdreht, könnten irgendwann, aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten entstehen. Eine wunderbar aufgebaute Freundschaft würde zerbrechen. Wobei ich nicht sagen möchte, dass verschieden geschlechtliche Freundschaften unmöglich sind - im Gegenteil. Zwei Pärchen können zu viert eine wunderbare Zeit haben. Zwei Frauen, zwei Männer, die Fronten sind geklärt und alles ist "normal". Und natürlich ist auch eine einfache Freundschaft zwischen Frau und Mann irgendwie doch möglich - aber längst nicht so intensiv wie mit dem gleichen Geschlecht. Es kann über vieles geredet werden, vielleicht auch Probleme u.ä., man versteht sich gut und alles ist super, aber es ist eben doch etwas anderes mit Gleichgesinnten.
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Thema gemacht?
Zitiert
Der einzige Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst ein solcher zu sein.
Ralph Waldo Emerson (1803-1882), amerik. Philosoph u. Dichter
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Dracovina
27. Oktober 2011, 08:55 Uhr
Danke :)
Ja, sie ist auch noch nicht so lange online, aber freut mich, dass dir die neue Seite gefällt!