08.12.2011 | von Dracovina | | Kommentare (25)
Die vertrauten Fremden
Ich habe schon einige Blogs kennengelernt, auf denen die Besitzerinnen (meist sind es Mädchen/Frauen) ihr komplettes Leben als Online-Tagebuch veröffentlichen. Freude, Ängste, Sorgen, Glück und weitere Ereignisse (oder nicht-Ereignisse), die die Bloggerin beschäftigen, werden öffentlich niedergeschrieben und jedem, der über einen Internetanschluss und einen Browser verfügt, ist es möglich, diese Texte zu lesen. Meistens können die Leser auch ihren eigenen Standpunkt äußern, indem sie den Beitrag kommentieren.
Gerade da über so viele Emotionen gesprochen wird, können sich bestimmt viele (vor allem weibliche) Gleichgesinnte in den Texten wiederfinden und beginnen den Weblog zu verfolgen. Nach einiger Zeit baut man Kontakt zur der Blog-Besitzerin auf und alles nimmt seinen Lauf.
Nach zahlreichen Chats, Gästebucheinträgen oder Kommentaren haben sich beide dann dazu entschlossen, den Kontakt auch auf anderen Plattformen zu halten, was dazu führt, dass sich beide noch besser anfreunden.
Natürlich gibt es auch weitere Alternativen zum Weblog. Viele haben sicher schonmal eine gute Bekannte oder einen guten Bekannten im Chat oder einem Sozialen Netzwerk kennengelernt. Dort könnte dann genau das Gleiche geschehen.
Zwei Menschen, die sich im echten Leben überhaupt nicht kennen, und wohl auch nie kennengelernt hätten, halten regen Kontakt, sprechen über Persönliches und verstehen sich einfach gut. Sie fühlen sich von dem anderen verstanden und sind froh darüber, einen wahren Freund gefunden zu haben. Aber ist so eine Internetfreundschaft wirklich eine richtige Freundschaft?
Kann eine Internetfreundschaft überhaupt als Freundschaft bezeichnet werden? Beide haben sich schließlich noch nie im echten Leben gesehen, wissen vielleicht sogar gar nicht wie der andere aussieht oder wie der andere "in echt" agiert und reagiert. Vielleicht wird man von vorne bis hinten nur an der Nase herum geführt und chattet in Wahrheit mit einer alten Person, der sich an junge Männer und Frauen heranmachen möchte?
Nun gut. Man weiß nie, wer sich hinter einem Monitor befindet. Dieses Risiko geht man jedes Mal ein, wenn man sich bei einem sozialen Netzwerken anmeldet oder sich sonst irgendwo im Netz bewegt, wo sich auch andere Menschen online befinden.
Das heißt, man vertraut dem anderen, dass er die Wahrheit spricht und sich in Wirklichkeit auch so verhalten würde, wie er es online zu pflegen scheint. Lassen wir die Gedanken weiter spielen. Zum Beispiel haben zwei junge Mädchen regelmäßigen Kontakt, unterhalten sich über gemeinsame Interessen, tauschen Erfahrungen aus, haben zu jeder Zeit ein offenes Ohr füreinander und verstehen sich, als ob sie Seelenverwandte wären. Aber im echten Leben sind sie sich noch nie begegnet. Heißt dies nun, dass sie keine "echten" Freunde sind?
Ich bin der Meinung, dass das Internet heutzutage zu einem festen Bestandteil des heutigen Lebens geworden ist. Wieso sollte man dort also keine Freundschaft aufbauen können? Natürlich ist es anfangs nicht das gleiche wie in real, aber einem späteren Treffen steht doch nichts im Wege? Vorsichtig und auf der Hut sollte man immer sein. Klar gibt es auch böse Buben im Netz, aber sie sind noch lange nicht die Mehrheit.
Selbst bei der Suche nach der großen Liebe kann das weltweite Internet behilflich sein — wie sollte man sonst jemanden aus einer ganz anderen Landesecke kennenlernen? Außerdem ist es einfacher jemanden im Chat anzuschreiben als in echt anzuquatschen, finde ich zumindest.
Aber zurück zu Freundschaften. Eine Online-Freundschaft ist nicht das Gleiche wie eine "reale" Freundschaft, aber ich denke, dass diese Online-Freundschaft einem auch sehr viel geben kann. Schließlich sitzen hinter den Bildschirmen auch nur Menschen, die kommunizieren möchten. Oder zumindest sollten diese dahinter sitzen — denn wie gesagt, "falsche" Freunde gibt es überall, erst recht im wahren Leben. Und man sollte bei einem Treffen immer lieber zu vorsichtig und misstrauisch als zu gutgläubig sein. Nicht alle Menschen wollen einem etwas Gutes, diese Erfahrung muss jeder leider irgendwann wohl machen müssen.
Ich kann gar nicht genau sagen, ob mir eine richtige Online-Freundschaft auf Dauer nicht irgendwie doch zu wenig wäre. Ich denke, ich brauche dieses "mal eben treffen und quatschen" oder "mal eben nach der Arbeit vorbeifahren". Bei Freunden aus dem Internet ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass diese in meiner Nähe wohnen, eher im Gegenteil. Meistens leben sie wohl noch am anderen Ende Deutschlands. Aber nun gut. Wie es wirklich bei mir sein würde, zeigt eventuell wohl die Zukunft (oder nicht).
Liebe Leser, pflegt ihr eine wahre Internetfreundschaft? Denkt ihr, dass diese einem das gleiche geben kann, wie eine im "echten Leben"? Glaubt ihr, dass solche Freundschaften, wie Fernbeziehungen, auf langfristige Sicht zum Scheitern verurteilt sind?
Und da ich zu Beginn über das Thema "Bloggen" schrieb, erzähle ich euch nun einige Zeilen über meinen Sinn des Schreibens.
Und was bringt mir eigentlich das Bloggen?
Die Besucher, die meine Website schon einige Jahre kennen, werden festgestellt haben, dass sich die Inhalte von Traumfinsternis geändert haben. Zu Beginn war sie mehr eine Ressourcen, Grafik- und Tutorial-Website — bis die schließlich zu meinem persönlichen Blog wurde. Was ich zu Beginn erreichen wollte, sollte jedem wohl klar sein: meine erstellten Bilder, Texturen, Brushes (Pinselspitzen) und geschrieben Tutorials sollten anderen Anfänger-Grafikern und -Websitebetreibern behilflich sein. Als Gegenleistung verlangte ich nur einen Link, wodurch meine Seiten bekannter werden sollten.
Irgendwann fehlte mir die Lust und vor allem auch die Zeit, so viel Arbeit und Mühe in diese Angebote zu stecken. Ich ließ Traumfinsternis sehr lange Ruhen und experimentierte mit neuen Designs herum.
Mitte meiner Ausbildung zur Mediengestaletrin habe ich durch meine neuen Kenntnisse und Erfahrungen meine Website neu aufgebaut und wirklich alles komplett neu erstellt: optisch, technisch und inhaltich. Ich bekam Lust, meine allgemeinen Gedanken zum Leben niederzuschreiben, in der Hoffnung, einer würde sie lesen und vielleicht sogar kommentieren. Ich hatte einfach das Bedürfnis Texte zu verfassen, teilweise zu lehren, zu informieren oder einfach nur zum Nachdenken anzuregen. Über mein privates Leben wollte ich nie berichten — wen interessiert es, wann ich ein Eis essen gehe oder wann ich mich mit wem getroffen habe? Abgesehen davon würde dies über die Grenze der Privatsphäre schreiten. Anders herum gesehen finde ich einige private Weblogs interessant und lese gerne, was diese Person unternommen hat oder was es Neues gibt. Aber für mich kam und kommt es komischerweise nie in Frage.
Mir bringt das Bloggen in dem Sinne eigentlich nicht sonderlich viel. Aber ich freue mich immer wieder, wenn meine Besucher sich die Texte durchlesen und sie sogar als gelungen empfinden. Und dies ist Grund genug für mich, in naher Zukunft einen weiteren zu verfassen :) Denn was ist ein Weblog ohne Leser? An dieser Stelle möchte ich mich bei allen meiner Leser bedanken! Danke, dass ihr euch die Zeit nehmt und euch meine Gedanken durchlest und sie sogar kommentiert :)
Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen mag! Ich hoffe, ich kann euch weiterhin mit meinen Beiträgen belästigen ;)
Ähnliches zu "Die vertrauten Fremden":
Dracovina
12. Dezember 2011, 18:40 Uhr
Das, was ich beschrieben habe, kann auch nur sein, es muss nicht zwangsläufig so geschehen ;)
Mh ja, das stimme ich dir zu. Manchmal können außenstehende Personen sogar einen klareren Blick auf die Situation werfen, sofern sie dann vertrauenswürdig und ehrlich sind.
So sehe ich das auch, ein richtiges Tagebuch sollte auf Papier bzw. einem echten Buch "unter Verschluss" geschrieben werden. Für mich käme ein online-Tagebuch, wie ich im Beitrag schon schrieb, nie in Frage. Wenn ich mir meine Sorgen von der Seele schreiben möchte, dann wäre ich es auch eher "geheim" und nicht öffentlich lesbar. Aber wenn manche Menschen gerne alles der Welt mitteilen möchten und so vllt. sogar Unterstützung von Gleichgesinnten bekommen, dann habe ich da auch nichts gegen. Wie gesagt, manche persönliche Blogs lese ich trotz ausschließlich privatem Inhalt auch mal ganz gerne :)
Alles klar^^