15.11.2011 | von Dracovina | | Kommentare (18)
Die Blutgräfin
Die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory, die Tochter des adeligen Militärs Georg Báthory von Ecsed und Anna Báthory, lebte in einer der reichsten, mächtigsten und einflussreichsten Familien Ungarns. Sie hatte einen älteren Bruder, Stefan, und zwei jüngere Schwestern, Sofia und Klara.
Das Haus der Báthory von Ecsed war in einem lang andauernden Machtkampf mit dem Haus Habsburg um Ungarn, Transsylvanien und Polen beteiligt.
1571 wurde Elisabeth (elf Jahre) mit dem Grafen Franz Nádasdy verlobt, sie heirateten 1575 und lebten schließlich auf Burg Čachtice. Die Gräfin gebar im Alter von 25 bis 38 Jahren fünf Kinder, die die Namen Anna, Ursula, Andreas, Katharina und Paul trugen. Ursula und Andreas starben beide als Kinder und Paul war schließlich der Haupterbe des Paares.
Ihr Mann war sehr häufig aufgrund von Feldzügen außer Haus und kämpfte als Kommandant im königlichen Ungarn gegen die Osmanen (Langer Türkenkrieg). Er trug den Beinamen "Schwarzer Ritter", da es ihm Vergnügen bereitet haben solle, türkische Gefangene zu foltern.
Elisabeth (nach der Heirat Elisabeth Báthory-Nádasdy) führte den Haushalt der Burg: sie verwaltete das Erbe der Kanizsay und der Nádasdy. Das Königreich Ungarn, das unter der Herrschaft des Hauses Habsburg lag, verschuldete sich bei den Nádasdy sehr hoch zur Finanzierung des Krieges.
Im Jahre 1604 verstarb Franz an einer Krankheit und Elisabeth erbte sein gesamtes Vermögen. Da ihr Bruder Stefan kinderlos blieb, trug er seine Schwester Elisabeth in sein Testament ein und verstarb schließlich ein Jahr nach Franz' Tod, womit sie auch sein Vermögen erbte. Die Gräfin besaß unter anderem Güter und Immobilien von Transsylvanien bis nach Österreich. Sie tritt nun als Familienoberhaupt auf, was für eine Frau damals sehr ungewöhnlich war.
Sechs Jahre später, am 29. Dezember 1610, stürmte und durchsuchte Graf Georg Thurzo von Bethlenfalva (Vetter der Gräfin Báthory) die Burg Čachtice auf Befehl des Königs Mathias II. von Ungarn. Elisabeth wurde 1611 unter Hausarrest gestellt, da sie vielfache Morde an Dienerinnen begangen haben soll. Während des Prozesses ließ man sie weder an diesen teilnehmen noch konnte sie sich dazu äußern. Der Prozess bestand darin, dass man einige ihrer Diener(innen) (sie waren Mitangeklagte) und Zeugen befragte. Die Aussagen wurden einmal freiwillig und einmal unter Folter erhalten. Zwei von ihnen wurden die Finger abgerissen und anschließend lebendig verbrannt. Ein weiterer Diener wurde geköpft und sein Leichnam auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
König Mathias II. verlangte für die Gräfin Elisabeth Báthory das Todesurteil, dem ihr Vetter Graf Georg Thurzo nicht zustimmte. Stattdessen wurde sie in einem kleinem Zimmer auf ihrer Burg Čachtice eingemauert und hatte bis zu ihrem Tode nur durch ein kleines Loch in der Mauer Kontakt zur Außenwelt.
Elisabeth lebte noch vier Jahre in ihrer Zelle, starb am 21. August 1614 und wurde vier Tage nach ihrem Tod in der Kirche zu Čachtice beigesetzt.
Aber warum sollte die Burg Čachtice von König Mathias II. gestürmt werden?
Dazu gibt es einige Interpretationen und Legenden.
Die grausame Serienmörderin
Eine Interpretation ihrer Geschichte ist, die Gräfin Elisabeth Báthory sei eine Serienmörderin. Laut Prozessunterlagen habe sie viele Mädchen auf ihre Burg gelockt, um sie mit Hilfe ihrer Diener(innen) nackt durch Fesselungen, Schläge, Schnitte, Stiche, Verbrennungen, Übergießen mit Wasser im Frost, Ohrfeigen und Messerstichen zu foltern.
Ihr Vetter Graf Georg Thurzo habe nach der Stürmung der Burg Čachtice die ersten Mädchenleichen gefunden. Im Tagebuch der Báthory, das nicht veröffentlicht wurde, werden die Tötungen von 650 Mädchen beschrieben.
Eine weitere Möglichkeit der Auffassung ist, dass ihr Verhalten nur extremer war als das der anderen Hochadligen. Also sei sie nur verurteilt worden, da sie nicht nur Bauernmädchen folterte und tötete, sondern auch Mädchen aus dem niederen Adel.
Die Legende der Serienmörderin und Blutgräfin
Nach verschiedenen Legenden birgen die Taten eine andere, viel grausamerer Geschichte:
Schon als Kind solle die Gräfin Elisabeth Báthory schlimme Erfahrungen gemacht haben. Ihr Bruder Stefan solle ein Satanist gewesen sein, ihre Tante Klara eine homosexuelle Sexbesessene und ihre Cousine Anna eine Hexe, die ihren eigenen Sohn während eines Rituales opferte.
Als Elisabeth neun Jahre alt war, solle es einen Bauernaufstand gegeben haben. Bauernrebellen drangen in das Schloss Ecsed, in dem sie lebte, ein. Die Kinderfrauen retteten sie und ihre beiden Schwestern durch einen geheimen Tunnel nach draußen und versteckten Elisabeth auf einen Baum. Es solle für ihre Geschwister zu spät gewesen sein, sie ebenfalls in Sicherheit zu bringen. Durch Schläge mit Äxten und Morgensternen wurden die Kindermädchen sofort getötet und Elisabeth habe dabei zusehen müssen, wie ihre Schwestern vergewaltigt und an dem Baum, auf dem sie sich verstecke, aufgehängt wurden.
Später wurden die gefangen genommenen Bauern unter ihren Augen gefoltert und sie solle sich bei dem Anblick der Leiden der Bauern vor Freude uriniert haben.
Mit 15 Jahren heiratete Elisabeth Franz Nádasdy, der grausame Krieger, der ihr einige Foltertechniken beigebracht haben solle. Sie lebten gemeinsam auf Burg Čachtice.
Da ihr Mann oft in den Krieg zog und das Paar nur wenig Zeit miteinander verbringen konnte, habe sich Elisabth fürchterlich gelangweilt. Sie soll einige Frauen und Männer zu Geliebten genommen haben und veranstaltete mit ihrer lesbischen Tante Orgien. Sie solle sich immer mehr junge Mädchen in ihre Nähe geholt haben, sie waren nie älter als 14 Jahre. Die Gräfin begrüßte die Mädchen persönlich, wobei sie dann oft schon geschlagen worden sind.
Mit der Zeit habe sie einen festen Geliebten. Sie erwischte ihn eines Tages wie er mit einer Küchenhilfe geschlafen haben solle, wurde daraufhin wütend und folterte das Mädchen mit einer Schere. Als ihr die Schreie ihres Opfers zu viel wurden, rammte sie ihr die Schere in den Hals und schnitt ihre Stimmbänder durch. Danach soll Elisabeth Báthory begonnen haben immer mehr Mädchen zu töten.
Nachdem ihr Mann Franz starb, soll die Gräfin alle Hemmungen verloren haben, schmiss ihre verhasste Schwiegermutter aus dem Schloss raus und lebte ihre sadistischen Triebe voll aus. Sie steckte unter anderem Nadeln in den Körper und unter die Fingernägel der Dienerinnen, legte ihnen glühendes Eisen in die Hand oder übergoss die Mädchen draußen im Winter mit Wasser, sodass sie erfroren.
(...) Darvulia, ihre vertrauteste Kammerfrau, brachte einen Eimer Wasser aus dem Haus. Die Frauen stützen Ilonas Körper, während Elisabeth das Wasser über die blasse Gestalt goss. Das Wasser gefror schnell, und das Mädchen erstarrte auf der Stelle.
Einen Moment lang betrachteten die Frauen staunend die lebende Statue. Ein blattförmiger Eiszapfen, scharf wie ein venezianischer Glassplitter, wölbte sich zwischen den Beinen des Mädchens hervor. Das Schamhaar über dem Zapfen war mit glitzernden Kristallen besetzt. Auch ihr Bauchnabel hatte sich mit Kristallen gefüllt, einer funkelnden Traube aus kleinen Juwelen. 'Schönheit' sagte Elisabeth kalt, 'wie mühelos heftest du dich an die Fügsamen!' (...)
Unbekannt
Eines Tages sollen Elisabeths Haare von einer Kammerzofe zu einer kunstvollen Frisur zurecht gemacht wurden sein. Sie stellte sich ungeschickt an und solle daraufhin von der Gräfin so heftig ins Gesicht geschlagen worden sein, dass das Blut des Mädchens auf die Hand der Báthory spritzte. Sie glaubte festzustellen, dass an der Stelle, wo das Blut an sie gelangt war, die Haut jünger, frischer und glatter ausgesehen haben soll. Danach rief sie sofort Dienerinnen zu sich, um die Adern des Mädchens aufzuschneiden und das Blut in einem Gefäß aufzufangen und darin zu baden.
Heute gilt dies allerdings als unwahr, da dass Blut viel zu schnell gerinnen würde als man darin baden könnte. Ich kann mir eher vorstellen, dass, wenn diese Geschichte wahr ist, das Blut in einer Badewanner voll Wasser verdünnt werden könnte.
Sie solle nachweislich das Blut der Mädchen getrunken haben (auch das Monatsblut), woraufhin die gefolterten Opfer schließlich blutleer waren und die Dorfbewohner dachten Elisabeth sei ein Vampir. Sie wendeten sich vor Angst an andere Adelige, jedoch konnten sie aufgrund Báthorys Abstammung nichts gegen die Gräfin unternehmen. Als sie nicht mehr nur "normale" Bürger folterte und tötete, sondern auch andere Adelige, änderte sich dies letzendlich.
Der König beauftragte ihren Vetter Graf Georg Thurzo die Burg Čachtice am 30. Dezember 1610 nachts zu überfallen. Ein unglaubliches Bild zeigte sich den Eindringlingen: In der Halle der Burg fanden sie blutleere, gefolterte und zerstochene Mädchen, die teilweise sogar noch lebten. Weiter Leichen fanden sie Soldaten unterhalb und in der Nähe der Burg.
Die Gräfin wurde wegen ihrer Adelsabstammung im Schloss unter Arrest gestellt, ihre Diener(innen), ihr Magier und ihre Folterknechte wurde ins Gefängnis gebracht.
Elisabeth habe sich angeblich geweigerte vor Gericht zu äußern oder zu verteidigen. Die Zeugen ihrer Taten wurden vernommen und anschließend nach der Folter hingerichtet oder bei lebendigem Leibe verbrannt.
Zum Schutz der Gräfin wurde sie in ihr Schlafgemach eingemauert, da eine mögliche Flucht oder eine Verurteilung beides ihr endgültiger Tod gewesen wäre.
Sie sei der Meinung gewesen bis zu ihrem letzten Tage ungerecht behandelt worden zu sein und dass diese Geschichte eine Verschwörung der Kirche wäre, da alle 612 getöteten Menschen nur wegen einer disziplinarischen Maßnahme starben.
Vier Jahre hat sie noch in ihrem Gefängnis gelebt, bis zum 18. August 1614.
Das Opfer einer Intrige
Neben der Serienmörderin gibt es noch eine weitere Interpretation. Es sei problematisch, sich heute auf die damaligen Prozessakten zu verlassen, da Elisabeth Báthory sich nicht äußern konnte und nicht anwaltlich vertreten war. Die gesamte Anklage beruht nur allein auf Aussagen ohne Untersuchungen.
László Nagy dachte 1984 erstmals an eine Unschuld der Gräfin, da er eine Intrige des Hauses Habsburg sieht. Die Habsburger und Báthorys waren schon seit 1571 verfeindet. Neben zahlreichen anderen Ereignissen war der Kampf zwischen Sigismund Báthory und Rudolf von Habsburg 1597 bis 1602 um die Herrschaft über Transsylvanien sehr bedeutend. Rudolf von Habsburg gewann diese Auseinandersetzung, aber durch weitere Geschehnisse wurde das Land 1605 wieder unabhängig von den Habsburgern.
Also konnte 1608 Gabriel Báthory oberster Chef der Verwaltung (Wojewode) in Transsylvanien werden. Elisabeth Báthory hätte bei einem möglichen Feldzug gegen die Walachei (verbündete von König Mathias) helfen können, indem sie aus ihren Burgen im ganzen Land verstreut Unterstützung (Bewaffnete) schickt. Aber dies wurde verhindert, da die Gräfin 1610 festgenommen wurde und unter Arrest stand. Es wäre einfacher gewesen, eine Organisation mit vielen gekauften Zeugen gegen sie zu starten als den Kieg der Habsburger und der Báthorys weiter zu führen.
Die Misshandlungen ließen sich damit erklären, dass es damals zu der Zeit allgemein üblich war, dass Dienerinnen niedrigen Standes durch Hochadelige eine Prügelstrafe erhielten.
Die Wahrheit
Welche Geschichte nun wirklich wahr ist und ob in der Legende der Blutgräfin wirklich Wahrheit steckt, ist heute nicht zu sagen.
Jesuit László Turóczi behandelte 1721 die Verurteilung Báthorys von Seiten des Gerichts und ergänzte sie um einige Erfindungen. Er fügte die Geschichte der Blutgräfin hinzu, dass Elisabeth Blutspritzer eines Mädchens abbekam und ihre Haut an dieser Stelle jünger geworden schien, woraufhin sie viele Mädchen tötete und in ihr Blut badete. Turóczis sei die älteste Schrift über sie nach den Originalakten. Bei späteren Wiederholungen wurde diese Geschichte weiter ausgebaut und beispielsweise die eiserne Jungfrau als Folterelement hinzugefügt. Selbst die Veröffentlichung der Prozessakten stoppten die Legendenbildung nicht.
Den Beinamen "Blutgräfin" erhielt Elisabeth Báthory aufgrund der Geschichte, dass sie im Blut der Mädchen gebadet haben soll, um sich jung zu halten. Ob Bram Stoker dadurch inspiriert wurde, ist nicht genau zu sagen. Um einen Film zu bewerben, wurde eine Verbindung zwischen ihr und bluttrinkenden Vampiren 1970 erstmal hergestellt.
Aber wer weiß, ob die Legende nicht doch wahr ist oder zumindest etwas Wahrheit enthält?
Was denkt ihr über die Geschichten, Interpretationen und Legenden?
Bilder
- Bilder der Gräfin Elisabeth Báthory: commons.wikimedia.org
- Bilder der Burg Čachtice: bathory.org/erzsfot5.html und commons.wikimedia.org
- Bilder des Turms, in dem Elisabeth Báthory eingemauert wurde: bathory.org/erzsfoto.html
Verfilmungen der Legenden
- (1970) Comtesse des Grauens (Countess Dracula)
- (1971) Blut an den Lippen (Les lèvres rouges)
- (1974) Unmoralische Geschichten (Contes immoraux) (Dritte Geschichte: "Erzébet Báthory")
- (2006) Stay Alive
- (2007) Metamorphosis
- (2009) Die Gräfin mit Abwandlungen, aber trotzdem sehr guter Film!
Quellen
- www.darkside-gs.de/html/elisabeth.html
- www.fairyblood.de/Bathory.html
- de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Báthory
- de.wikipedia.org/wiki/Haus_Báthory
Zitiert
Und ihr Auge blick so starr!
Ob es wohl jemals voller Güte war?
Soll man den Legenden denn glauben,
nach denen sie so schrecklich war?Untoten - Unheimlich
Ähnliches zu "Die Blutgräfin":
Dracovina
16. November 2011, 19:39 Uhr
Welche Version kennst du denn?
Ne, einfach war es nicht, das stimmt... aber was ist schon einfach? ;) Also ich habe ja von vier verschiedenen Quellen bezogen, die alle teilweise total gegensätzliche Geschichten erzählten und ich habe daraus das Mittelmaß formuliert... sodass alle Seiten beleuchtet werden. Hat einige Stunden gedauert, aber ich finde die Legende wirklich interessant... da bringt mir die "Arbeit" auch Spaß^^
Aber danke :)